Ehrenamtskarte
Unsere Fraktion hat im Ausschuss Verwaltung und Finanzen einen Vertagungsantrag gestellt, weil wir finden, dass die Thematik der Ehrenamtskarte eine breitere Öffentlichkeit verdient und auch in der Presse darüber berichtet werden sollte. Die großen Fraktionen haben es damals schon abgelehnt und ich habe diese ebenfalls damals aufgefordert sich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen und bei den Modellkommunen nachzufragen, wie es dort gelaufen ist.
Baden-Württemberg ist Ehrenamtsland!
Nirgendwo sonst sind so viele Menschen ehrenamtlich engagiert wie bei uns. Bei der sogenannten Ehrenamtsquote lagen wir beim alle fünf Jahre erscheinenden Deutschen Freiwilligensurvey im Jahr 2019 mit 46,1 Prozent deutlich über dem zweitplatzierten Schleswig-Holstein (39,6 Prozent) und mehr als sechs Punkte über dem Bundesdurchschnitt (39,7 Prozent).
Erprobung der Ehrenamtskarte und weitere Stärkung des Ehrenamts
Im Jahr 2023 und im Jahr 2024 wurde gezielt das Ehrenamt gestärkt. Die Erprobung der Ehrenamtskarte fand in vier Landkreisen statt. Die beiden letzten Passagen stammen aus einer Pressemitteilung der CDU Ba-Wü, denn von dort kommt der Antrag! Wir hätten es gut gefunden, wenn die CDU im Kreistag mal die Koalition in Stuttgart zum Vorbild genommen hätte und mit uns Grünen im Kreis über die Ehrenamtskarte gesprochen hätte. Leider liebt die CDU RNK ihre alten Feindbilder und sieht Veränderungen nicht
Die Verwaltung hat, wie so oft auf den hohen Verwaltungsaufwand hingewiesen, auf mögliche Kosten in zwei Jahren, wenn das Land nicht mehr finanziert und empfiehlt dem Kreistag die politische Position des Landkreistages, hat diese in den Vordergrund gestellt. Die Ablehnung des Landkreistages ist eine politische Zeichensetzung, um das Konnexitätsprinzip einzufordern. Die Instanz (Staatsebene), die über eine Aufgabe entscheidet, ist auch für die Finanzierung zuständig. Vereinfacht wird dies oft ausgedrückt mit dem Satz „Wer bestellt, bezahlt“. Das ist grundsätzlich richtig, aber im vorliegenden Fall trifft das (noch) nicht zu!
Wir haben bei allen Modellkommunen aufwändig recherchiert, bei den Verwaltungen und bei den Grünen vor Ort, das waren die Städte Ulm und Freiburg, die Kreise Ostalb und Calw. Alle vier, beide Ebenen, sahen den Versuch als erfolgreich an und haben die EA-Karte eingeführt!
Freiburg
Das erste Jahr ist geschafft – und die Freiburger Ehrenamtskarte mausert sich zur Erfolgsgeschichte. 1200 Ehrenamtskarten wurden bislang an Menschen ausgegeben
In Freiburg hofft man auf eine Entscheidung für die Ehrenamtskarte, denn die Resonanz auf die damit verbundenen Reduktionen und auf die „Extras fürs Ehrenamt“ ist deutlich.
Ulm
In Ulm hat der Stadtrat nur die Einführung der Modellkommune beschlossen. Die dauerhafte Einführung der Ehrenamtskarte hat die Stadtverwaltung nach der überwältigenden Inanspruchnahme von Ehrenamtlichen ohne den Stadtrat beschlossen.
Ostalb-Kreis
Nach der erfolgreicher Modellphase startete der Ostalb Kreis dauerhaft die Ehrenamtskarte.
Laut Landrat Dr. Joachim Bläse war die Erprobung der Ehrenamtskarte im Ostalb-Kreis ein voller Erfolg: „Wir sind stolz darauf, dass im Ostalb-Kreis bereits über 5000 Ehrenamtskarten = über 1 Prozent der Einwohner, ausgegeben werden konnten und Ermäßigungen in einer Vielzahl von Einrichtungen im Ostalbkreis möglich waren.
Kreis Calw
Mit der Einführung der Ehrenamtskarte haben sich für den Landkreis Calw positive Nebeneffekte ergeben. So ist ein Netzwerk aus Ehrenamtlichen entstanden mit dem Potential für einen weiteren konstruktiver Austausch zwischen Vereinen/Organisationen untereinander und mit der Verwaltung. Ebenso wird durch die Karte sichtbar, welche Einrichtungen im Landkreis Calw sich besonders engagieren und sich die Förderung des Ehrenamts auf die Fahnen geschrieben haben.
Im Landkreis Calw haben ca. 2.500 Personen die Ehrenamtskarte bislang erhalten. Insgesamt 82 Vereine und Organisationen sind bereits registrierte Einsatzstellen. Darüber hinaus konnten 18 kommunale und gemeinnützige Freizeit- und Kultureinrichtungen als Akzeptanzpartner gewonnen werden.
Ein weiteres Argument dafür, in allen Kommunen und Kreisen des Verbandes Region Rhein-Neckar in Rheinland-Pfalz ist die Ehrenamtskarte eingeführt und in der Pfalz gibt es im kommunalen Bereich wesentlich negativere finanzielle Rahmenbedingungen als bei uns in Baden-Württemberg.
Es gibt keine relevanten Gründe, die gegen die Einführung einer Ehrenamtskarte sprechen!!
Die Kreisverwaltung hat übrigens einen Fair-Trade-Kreis im Jahr 2016 mit den gleichen Argumenten wie vorhin, abgelehnt und in der letzten Sitzung im Mai 2025 haben wir die Umsetzung und Bewerbung als Fair-Trade-Kreis beschlossen.
Den Reflex Dinge abzulehnen und sich nicht mit Ihnen umfassend uns ausführlich auseinander zu setzen, kennen wir zur Genüge. Im Fall der Ehrenamtskarte hätten wir uns gewünscht, dass dies bei den anderen Fraktionen nicht geschieht. Denn die Ergebnisse in den Modellkommunen und Kreisen sind wie gerade geschildert, gut bis hervorragend und es würde uns gut anstehen, wenn wir Ehrenamtliche im Kreis in gleicher Weise wie die Modellkommunen fördern würden.