Regionale Erfolgsgeschichte bei Windkrafttechnologie

Rhein-Neckar Grüne besuchen Weltmarktführer ESM in Heppenheim

Wie kann verhindert werden, dass die gewaltigen Kräfte, die auf ein Windrad einwirken, die Anlage schädigen? Wie können Schwingungen, die ansonsten zu unerwünschter Geräuschentwicklung führen würden, abgedämpft werden? Mit diesen Fragen, ohne deren Beantwortung keine Windenergieanlage lange Bestand haben würde, beschäftigt sich seit langem die Firma ESM in Heppenheim, die es dabei zum Weltmarktführer gebracht hat und europäische wie chinesische Hersteller mit ihrer Technologie beliefert. Grund genug für eine Delegation der Grünen aus der Rhein-Neckar-Region, sich diesen Betrieb bei einem Ortstermin aus der Nähe anzuschauen.

Windenergie-Ingenieur Franz Mitsch (4.v.r.) von ESM in Heppenheim zeigt der Grünen Besuchergruppe, was ein Rolling Mass Absorber ist.

Gründer Franz Mitsch führt die Besucherinnen und Besucher durch seinen Betrieb und berichtet, wie dieser sich aus kleinen Anfängen zu dem Hidden Champion entwickelt hat, der er heute ist: Schon vor Jahrzehnten hatte Mitsch das Potenzial der Erneuerbaren Energien erkannt. Seine damaligen Vorgesetzten bei einem großen regionalen Industrieunternehmen teilten diese Vision nicht, weshalb die Gründung eines eigenen Unternehmens die naheliegende Konsequenz war. Mit dem Windpark auf der Neutscher Höhe bei Darmstadt wurde damals rasch der erste Windpark im süddeutschen Raum errichtet und wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Mit leuchtenden Augen beschreibt Franz Mitsch, welche ingenieurtechnischen Herausforderungen Windkraftanlagen bergen, und die Besucher erleben am Modell, etwa was die „erste“ und die „zweite“ Schwingung am Turm ist und wie ein Bauteil wie der „Rolling Mass Absorber“ in der Gondel verhindert, dass sich Schwingungen aufschaukeln. Beim Rundgang durch die Werkshallen kommt die Besuchergruppe an zahlreichen Prüfständen vorbei, die auch zu später Stunde summen und brummen: Aufwändige Bauteile werden dort unablässig unter großen Belastungen getestet, bevor sie ausgeliefert werden. Ein Versagen der essentiellen Komponenten während der avisierten Lebensdauer von mehr als zwanzig Jahren würde oft zu großen technischen und finanziellen Schäden führen und ließe sich, zumal bei Offshore-Anlagen auf dem Meer, oft auch kaum beheben. Maximale Zuverlässigkeit ist daher oberstes Gebot.

Wie sieht der Unternehmer und Ingenieur Franz Mitsch die derzeitige Lage und die Zukunft der europäischen Windindustrie? China greife mit großem Ressourceneinsatz an und schicke sich an, die europäischen Hersteller zu verdrängen. Nicht immer mit fairen Mitteln: Bisweilen findet Mitsch seine cleveren Konstruktionsprinzipien eins zu eins bei chinesischen Bauteilen wieder, Patentschutz hin oder her. „Die Planungszeiten müssen hierzulande kürzer werden, die Ausbauziele ambitioniert umgesetzt werden“, so fasst der Windenergieexperte seine Empfehlungen zusammen, die er auch Delegationen aus der Landes- und Bundespolitik stets mitgibt.

Mit einem warmen Applaus bedankte sich die Grüne Besuchergruppe bei Franz Mitsch für die von Kreisrat Stefan Geißler arrangierte Führung zu später Stunde und die Einblicke in ein spannendes Technologiefeld und drückte die Hoffnung aus, dass dieser regionalen Erfolgsgeschichte gerade angesichts der Notwendigkeit der Energiewende noch viele weitere Kapitel folgen mögen.  

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