Genauer hingeschaut: Rhein-Neckar-Kreis bei den Erneuerbaren Energien weiter mit viel Luft nach oben.

Pressemeldung der Grünen Kreistagsfraktion Rhein-Neckar
Neckargemünd, 24.2.2025

In einer Pressemeldung erklärte der Rhein-Neckar-Kreis unlängst (https://www.rhein-neckar-kreis.de/start/aktuelles/spitzenreiter+beim+photovoltaik-ausbau+auf+gebaeuden.html), dass die Entwicklung bei den Erneuerbaren Energien auch hier in der Region inzwischen gut vorankomme. So sei man in Rhein-Neckar bei der Maßzahl „Zubau an neuer PV auf Dachflächen im Jahr 2024“ laut einer Auswertung des Netzwerk Photovoltaik im Land Baden-Württemberg führend (vgl. https://www.photovoltaik-bw.de/themen/photovoltaik-liga): „Spitzenreiter“.

„Spitzenreiter“? Wenn man genauer hinschaut, sieht es dann doch ein wenig anders aus …


Das ist zunächst eine schöne Nachricht. Jedes zusätzliche Kilowatt PV-Strom reduziert die weitere Nutzung von schmutzigen fossilen Brennstoffen wie Gas und Kohle. Allen Beteiligten daher an dieser Stelle ein großes Lob: Den Privatleuten und Betrieben, die PV in großer Zahl auf ihre Dächer schrauben lassen und den Fachbetrieben, die diesen Ausbau umsetzen.


Beim genaueren Hinschauen allerdings verliert die Jubelmeldung des Rhein-Neckar-Kreises gleich wieder den Großteil ihres Glanzes: Denn hier wird wieder mit absoluten Zahlen gearbeitet: Der Rhein-Neckar-Kreis, der nach der Einwohnerzahl nach Stuttgart größte Landkreis in Baden-Württemberg, wird kurzerhand mit Landkreisen, die kaum ein Fünftel der Einwohner haben verglichen. Kein Wunder, dass man da gut abschneidet.


Was aber kommt heraus, wenn man für den PV-Zubau 2024 statt absoluten Zahlen relative Zahlen, also bezogen auf die Einwohnerzahl ansetzt? Im Nu sind wir hier im Rhein-Neckar-Kreis dann nicht mehr auf Platz 1 sondern auf Platz 28 (https://gruene-kreistag-rnk.de/wp-content/uploads/2025/02/BruttozubauPV2024durchEWproLandkreisinBW.xlsx) von 43. Näher am Tabellenende als an der Spitzenposition. Bezogen auf die Einwohnerzahl sieht man dann, dass etwa im Main-Tauber-Kreis ungefähr das sechseinhalbfache an PV im Jahr 2024 zugebaut wurde. Bei unseren Nachbarn im Neckar-Odenwald-Kreis immer noch mehr als das vierfache. Bezogen auf die Fläche statt auf die Einwohnerzahl kommt für den Rhein-Neckar-Kreis Platz 17 heraus, also in beiden Fällen weit hinter den Spitzenreitern.
Das Vorgehen erinnert ein wenig an Vergleiche, die Bayern gerne anstellt, um sich als EE-Vorreiter darzustellen: Da wird der Flächenriese Bayern dann gerne mal in eine Reihe mit dem Minibundesland Saarland gestellt. Für eine sinnvolle Aussage sind absolute Zahlen daher oft wenig brauchbar.


Platz 28 also beim PV-Zubau in 2024 in Baden-Württemberg. Bei PV auf Freiflächen gibt es im Rhein-Neckar-Kreis sogar keinerlei Zubau in 2024, anders als in den meisten anderen Landkreisen im Ländle. Und nicht zu vergessen: Bei der weit wichtigeren weil ertragreicheren Windenergie, bei der ebenfalls andere Landkreise längst weit enteilt sind und gute Ergebnisse einfahren, liegt der Rhein-Neckar-Kreis nach wie vor bei einer unrühmlichen und unverantwortlichen Null. Viel zu tun bei den Erneuerbaren Energien also im Rhein-Neckar-Kreis. Mehr als Pressemeldungen zu verfassen. Und vorsichtiger mit dem Wort „Spitzenreiter“ umgehen.
Stefan Geißler, Kreisrat

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.