“SEL”tsame Pläne

Wilfried Weisbrod, Norbert Knopf, Ralf Frühwirt, Gerhard Gebhard und Stefan Geißler sind skeptisch: Hier soll eine neue Gaspipeline durch?

GreenTeam radelt die Trasse der geplanten Erdgasleitung SEL ab – „Nicht bauen!“

Beim Radausflug des Rhein-Neckar GreenTeams am vergangenen Samstag war weniger das gute Wetter oder die schöne Gegend der Anlass: Mit Beteiligung aus Kreistag und Landtag nahmen die Teilnehmer:innen die Trasse in Augenschein, auf der nach den Plänen von EnBW/TerranetsBW demnächst eine neue Gaspipeline durch den Rhein-Neckar-Kreis gebaut werden soll.

Eine neue Erdgaspipeline, in diesen Zeiten?

Unverdrossen geht man bei den Planern davon aus, dass der Gasbedarf im Land nicht etwa in den nächsten Jahren weiter rasch nach unten gefahren werden muss, sondern dort prognostiziert man sogar einen um 2030 um 30% höheren Gasverbrauch als derzeit. Noch vor Wochen erklärten die Unternehmen sogar noch, die Leitung sei auch für den Transport von NordStream2-Gas vorgesehen. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren beim Regierungspräsidium Karlsruhe.

Die entsprechenden Planungen sind aber kaum mit den Zielen Deutschlands beim Klimaschutz und beim Abschied von den schmutzigen fossilen Energien in Übereinstimmung zu bringen. Um 2030 muss das Land nicht nur die Nutzung von Kohle und Öl, sondern eben auch des ebenso klimaschädlichen Erdgases bereits stark reduziert haben. Die Prognosen der Betreiber, die geplante Leitung würde natürlich auch gleich „H2-ready“, also bereit für den Transport auch von Wasserstoff sein, erscheinen vor diesem Hintergrund als Marketing-Argument. Zu unterschiedlich sind die sinnvollen Verwendungen von Erdgas und Wasserstoff, zu unterschiedlich die räumliche Verteilung der potenziellen Abnehmer.

„Bis vor Kurzem galt Erdgas noch als Brückentechnologie. Das ist nun vorbei. Zusammen mit den verschärften Klimazielen müssen alle Planungen der Vorjahre auf den Prüfstand. Die erneuerbaren Energien müssen effizient genutzt werden. Da fällt auch Wasserstoff durch das Raster.“ erklärte der grüne Landtagsabgeordnete Norbert Knopf aus St.Leon. Die Skepsis was die geplante SEL-Pipeline angeht, habe längst auch den Landtag in Stuttgart erreicht. „Die SEL gilt es zu verhindern“ steht daher für Norbert Knopf fest.

Das GreenTeam nahm bei seiner Ausfahrt die geplante Trasse in Augenschein, die im Landkreis von Norden bei Heddesheim kommend in einem weiten Boden um Eppelheim herumgeführt wird, bei Leimen über die Hügel und dann weiter südlich von Mauer nach Osten laufen soll. „Uns geht es nicht darum, ob die Leitung ein paar Meter links oder rechts an einem bestimmten Apfelbaum vorbeigelegt werden soll – wir halten das Projekt insgesamt für aus der Zeit gefallen. Der Bedarf muss im Lichte der allerjüngsten Entwicklungen auf dem Energiemarkt unbedingt neu untersucht werden. Neue fossile Energieprojekte dürfen nur noch unter strengsten Auflagen überhaupt erwogen werden. Dieses Projekt jedoch sollte rasch zu den Akten gelegt werden.“, erklärte Stefan Geißler von der Grünen Kreistagsfraktion.

Über 70 km verläuft die geplante Trasse der „SEL“ durch das Rhein-Neckar-Gebiet. Bei dieser ersten Etappe absolvierte das GreenTeam gut die Hälfte davon, bevor man am Naturfreundehaus oberhalb von Leimen den Tag beschloss. GreenTeam-Koodinator Ralf Frühwirt kündigte an, auch die zweite Hälfte werde im Sommer Ziel einer gemeinsamen Ausfahrt werden. „Gerade der Krieg in der Ukraine führt uns wieder vor Augen, wie anfällig die fossile, und atomare Energieversorgung mit ihrer großtechnischen und finanzintensiven Infrastruktur ist. Die Zukunft unserer Energieversorgung muss dezentral und vernetzt sein, das geht mit Erneuerbaren Energien, am besten in Bürger*innen Hand.“, so Frühwirt.

Mehr zur Beurteilung der SEL-Planungen hier:

[1] http://gruene-neckargemuend.de/wordpress/eine-neue-gaspipeline-quer-durch-sueddeutschland/

[2] https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberg-sueddeutsche-erdgasleitung-koennte-investitions-ruine-sein-_arid,878353.html

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