Mit dem derzeitigen Kurs wird der Landkreis Rhein-Neckar seine eigenen Klimaziele verfehlen

Ernüchternde Bestandsaufnahme im Kreistags-Umweltausschuss

Eines der Ziele des Landkreises Rhein-Neckar ist die klimaneutrale Kreisverwaltung bis 2035. Nur noch unvermeidliche „Restemissionen“ an Treibhausgasen will man von diesem Zeitpunkt an tolerieren. Ansonsten sollen die Kreisgebäude und Fahrzeuge dann in etwa bei Null angelangt sein, so wollen es einstimmig gefasste Beschlüsse des Kreistags.

Bei der Sitzung des Umweltausschusses am Dienstag dem 12.3. wurde hierzu ein Zwischenstand präsentiert: Die Energie- und Gebäudefachleute des Landkreises stellten in einem umfassenden und kompetenten Bericht den derzeitigen Stand und die Ausblicke für die kommenden Jahre vor. Man habe bereits vor Jahren mit der energetischen Ertüchtigung von Kreisgebäuden begonnen und sehe heute bereits die Früchte dieser Arbeit. Dennoch sei absehbar, dass mit den derzeitigen Maßnahmen und dem derzeitigen Tempo das Ziel „Klimaneutrale Kreisverwaltung 2035“ bei weitem nicht zu erreichen sei. Nach den Prognosen werden die jährlichen Emissionen bis 2035 statt auf Null gerade einmal auf etwa die Hälfte des heutigen Werts reduziert – das angepeilte Ziel würde also weit verfehlt.

Hier muss nachgelegt werden: Mit dem derzeitigen Kurs wird die eigentlich geplante Absenkung der CO2-Emissionen aus Kreisgebäuden auf Null um 2035 weit verfehlt. (aus https://ratsinformation.rhein-neckar-kreis.de/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZVSUJuYnMYDGPGMcvbmV3is , Seite 37)

Alarmruf

Dies müsse ein Alarmruf sein und umgehend zu Konsequenzen bei der Herangehensweise bei diesem Thema führen, ist man bei den Kreistagsgrünen überzeugt. „Welchen Wert hätten unsere einstimmig gefassten Beschlüsse noch, wenn wir angesichts dieses Zwischenstands einfach zur Tagesordnung übergingen?“, so Grünen-Kreisrätin Claudia Schmiedeberg.

Erschwerend komme hinzu, dass bei den Selbstverpflichtungen, die sich der Kreistag Rhein-Neckar mit seinem ambitionierten, 2021 verabschiedeten Klimaschutzkonzept gegeben habe, die Klimaneutralität lediglich der Kreisverwaltung sogar noch die weit kleinere, vermeintlich einfacher zu erfüllende Aufgabe sei. Darüber hinaus habe der Kreistag 2021 nämlich eine „Paris-kompatible“ Absenkung der CO2-Emissionen im gesamten Landkreis als Ziel formuliert, was Haushalte, Betriebe, Verkehr und Landwirtschaft einschließt und auch hier die Emissionen knapp nach Mitte des nächsten Jahrzehnts an die Null heranzuführen erfordert. Diese Aufgabe ist ca. 100mal umfangreicher. Und während es beim Thema klimaneutrale Kreisverwaltung zumindest detaillierte und aktuelle Zahlen gebe, sei man beim Ziel der Klimaneutralität des gesamten Landkreises quasi im Blindflug. Aktuelle Zahlen zu den CO2-Emissionen im Landkreis liegen seit 2019 gar nicht mehr vor. Bündnis 90 / Die Grünen regten daher an, bei nächster Gelegenheit im Lenkungskreis Klimaschutz Ende April auch dieses Thema in den Blick zu nehmen und eine Standortbestimmung anzugehen.

Standortbestimmung erforderlich

„Unser Klimaschutzkonzept 2021 ist nun fast drei Jahre alt – Zeit für einen Realitätscheck: Wo stehen wir? Sind wir im richtigen Tempo unterwegs?“ so Ralf Frühwirt, Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag Rhein-Neckar. Die Befürchtung, so die Kreistagsgrünen, ist dabei: Auch hier werde eine Bestandsaufnahme zeigen, dass man dabei ist, die nötigen Ziele weit zu verfehlen.

Der Landkreis Rhein-Neckar gehört wie vielfach berichtet gerade beim so wichtigen Thema des Ausbaus der Erneuerbaren Energien – einer der zentralen Baustellen beim Erreichen der Klimaneutralität – derzeit zu den Nachzüglern im Lande. Er rangiert bei der Photovoltaik irgendwo im Mittelfeld, bei der ungleich wichtigeren und ertragreicheren Windenergie Stand heute sogar noch bei einer glatten Null. Gutklingende und pressewirksame Beschlüsse zu fassen aber in der Folgezeit stillschweigend aus dem Blick zu verlieren, werde der Dringlichkeit des Themas hier jedoch nicht gerecht.

Die Unterlagen mit dem im Ausschuss vorgestellten Bericht sind hier einsehbar: https://ratsinformation.rhein-neckar-kreis.de/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZVSUJuYnMYDGPGMcvbmV3is

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